Ähnlich wie mit den Gewürzen verursachen auch Mäntel und Anoraks, für Sommer, Übergangszeit und Winter, und bisweilen auch für die Gäste ein gewisses Aufbewahrungsproblem. Darüberhinaus stellt sich die Frage nach der Aufbewahrung all der notwendigen Hilfsmittel und gewisser Gerätschaften, die in einem Haushalt typischerweise vorhanden und als durchaus notwendig, mindestens als hilfreich angesehen werden.
Marie Kondo hat zwar dankenswerter Weise eine ausgesprochen radikale Lösung gefunden mit einer zusätzlich noch liquiditätsschonenden Nebenwirkung. Ihr asketischer Minimalismus auf durchaus shintoistischer Grundlage erfordert allerdings ein hohes Maß an Disziplin, um nicht zu schreiben: Entsagung, die nur wenige Menschen für gerade diesen Zweck aufzuwenden bereit sind. Das grundlegende Problem bleibt aber auch bei dieser Lösung erhalten: Wohin mit dem Rest – wie klein dieser auch sein mag?
Aus architektonischen Gründen war es nicht möglich, in dem ausgesprochen schmalen Gang einen traditionellen Schrank mit den üblichen Klapptüren unterzubringen: man hätte zwar die Türen öffnen können, wäre dann aber zwischen den Türen, dem Schrank und der zweiten Wand buchstäblich gefangen, eine etwas unbequeme und beunruhigen Situation. Schiebetüren benötigen deutlich weniger Platz, sollten aber unbedingt eine zweite Führung am Boden haben, die die Bodenreinigung durchaus unbequem macht, wie klein die Führung auch sein mag.
Die elegante und technisch überzeugende Lösung sind Klapptüren, die auch in vollständig geöffnetem Zustand eben nur halb so weit in den Raum ragen wie normale Türen. Eine Hälfte der Tür ist fest am Schrank montiert, die zweite Hälfte wird sicher in einer Schiene am Deckel des Schranks geführt, eine untere Führung ist nicht erforderlich.
Die wohl meißten Schranktüren haben aus sehr guten Gründen ein vollständig geschlossenes Blatt, das nicht zuletzt all das vor dem kritischen Blick des Gastes versteckt, was man gerne verbergen möchte. Der offenkundige Nachteil ist die Gefahreines Mikroklimas aus feuchter Wärme, das mannigfaltige Biotope befördern kann. Türen mit offenen Lamellen, wie sie wohl zuerst in der Seefahrt, dann in den Tropen, und zuletzt wohl in den 1970er Jahren von den Kunden eines Möbelhauses aus Schweden verwandt worden waren, erscheinen als geeignete Lösung: sie ermöglichen eine minimale Luftzirkulation, die vollkommen ausreicht, Feuchtigkeit und unangenehme Gerüche abzuführen.
Die Lamellen können drehbar in zwei Zapfen in den Türrahmen gelagert werden, wie es bei Fenstern ausgesprochen praktisch erscheint, für einen Schrank innerhalb eines Gebäudes jedoch ein übertriebener Aufwand ist. Alternativ werden die Lamellen in einen schrägen Schlitz in den beiden Türrahmen eingepasst.
Diese Arbeit ist machbar, aber ausgesprochen mühsam: für die drei Falttüren hätten hunderte solcher Schlitze gefräst werden müssen. Die Arbeit ist auch ungewöhnlich schwierig, weil die Schlitze deutlich weniger als 45° zu den Rahmenteilen gefräst werden müssen. In den USA werden Metallschablonen für exakt diesen Zweck verkauft; sie werden allerdings aus unbekannten Gründen nicht nach Europa exportiert, nicht einmal nach England. Ein Schreinermeister aus Österreich scheint sich mit einer nennenswerten Investition für eine CAD / CNC Fräsmaschine auf die Anfertigung von Jalousien und Lammellen spezialisiert zu haben: er fertigt solche Lammellentüren in wohl jeder verfügbaren Holzart (in diesem Fall: amerikanische Weißeiche) und frei wählbaren Maßen mit nur geringen Restriktionen für einen ausgesprochen günstigen Preis; die Transportkosten sind vernachlässigbar.