Ein deutscher Entwicklungshelfer hat 1981 anlässlich der Geburt seines Sohnes den Schreinermeister Meyer in Rabat beauftragt, aus Massivholz einen Esstisch mit Platz für zehn Personen und zehn Esszimmerstühle zu schreinern; der Tisch sollte klappbare und demontierbare Verlängerungen haben zur Erleichterung des Transports.
Es erwies sich als unmöglich, das gesamte Esszimmer vollständig aus Buchenholz zu fertigen, wie der Besteller es gewünscht hatte: entweder waren die Dimensionen nicht erreichbar, oder das Holz war nicht genügend getrocknet. So wurden nur die Stühle aus gedämpfter Buche geschreinert, der Tisch jedoch aus Oregon Pine, die allerdings nicht hinreichend getrocknet war: sie ist enorm geschrumpft, wodurch ein breiter Riss entstanden ist, den Jahre später ein deutscher Schreinermeister zweifelhafter Kompetenz eher notdürftig als meisterhaft mit einer Fichtenleiste ausgebessert hat.
Das Werkstück hat auch handwerkliche Schwächen: die Tischplatte ist nicht vertretbar aus quer laufenden Bretternin recht bunter Reihenfolge gefügt. Die Bretter sind wesentlich zu breit, weshalb sie sich wölben. Die Tischplatte war fest auf das Untergestell gedübelt, weshalb das Holz keinen Platz zum Schwinden hatte, der Riss war programmiert.
Jahrelanger intensiver Gebrauch in der Familie und Missbrauch als Bastel- und Spieltisch durch eine große Zahl hoffentlich fröhlicher und unbefangener Kinder und deren Freundesschar haben dem Tisch arg zugesetzt; in 2016 erschien es sinnvoll, die notwendige Restaurierung mit Aussicht auf eine gewisse Dauerhaftigkeit vorzunehmen.
Wenige Teile des Untergestells konnten maschinell gehobelt werden, weil die Leimverbindungen sich gelöst hatten. Die übrigen Teile und die Tischplatte konnten nur mit erheblichem Zeitaufwand manuell so weit abgeschliffen werden, dass die wesentlichen Schäden nicht mehr erkennbar sind. Die Flickschusterei mit der Fichtenleiste wurde bewußt erhalten, sie gehört zur Geschichte des Tischs und seiner Nutzer. Die Tischplatte ist nunmehr jedoch schwimmend mit Klötzchen befestigt, die hinreichend Spiel erlauben für weiteres Schrumpfen.
Die Stühle sind ohne wesentliche Schäden, sie sind in Würde mit den Eigentümern gealtert. Nach intensivem Feinschliff erstrahlen sie wieder in neuem Glanz.
Der ursprüngliche Oberflächenschutz hat zwar seine Dienste getan, hat sich aber als nicht optimal für dieses Holz und diese Nutzung erwiesen. Der Tisch ist jetzt mehrfach mit OSMO Rapid gewachst mit mehrfachem Zwischenschliff bis 2.000er Körnung.